Freitag, 28. Juni 2013

Light my fire

Ich denke, dass ich diese Woche dank der Feueralarme in besonders lebhafter Erinnerung behalten werden. Ich hatte nämlich das Glück, dass ich nicht nur einen, sondern gleich zwei miterlebt habe. In unterschiedlichen Gebäuden. Und die Reaktionen der Mitarbeiter waren einfach in beiden Fällen fantastisch. 
Beim 1. Feueralarm im Hauptgebäude war ich gerade im Gespräch mit David über die Manuskriptboxen als der Höllenlärm losbrach. David hielt inne. Er versuchte sich zu beherrschen. Er versuchte dagegen anzureden. Und wie er hofften wir alle, dass das Geräusch sogleich verebben würde und wir fortfahren können. Aber nein. Wir mussten dem Protokoll folgen. Man sah allen die Begeisterung an. Als wir dann auf dem offiziellen Versammlungsplatz waren, merkte man manchen Bibliothekaren deutlich an, dass sie so viele Menschen und wahrscheinlich auch so viel Licht seit längerem nicht gesehen hatten. Man sah viele nervös von einem Fuß auf den anderen treten und Erleichterung in ihren Gesichtern, als das Gebäude wieder freigegeben wurde.
Feueralarm 2 verlief ähnlich. Ich war in einer Zweigstelle der Bibliothek und soeben mit Paula, die mir die Map-Library gezeigt hatte, in die Kantine gegangen um etwas Kaffee (Ja, Kaffee. Nicht Tee. Anarchy in the UK quasi.) zu trinken. Wir saßen gerade drei Minuten als auch hier das altvertraute Geräusch begann. Wir alle starrten in unsere Kaffeetassen und versuchten es zu ignorieren. Natürlich hörte es aber nicht auf und so musste auch hier der Gang nach draußen in Angriff genommen werden. Wenigstens war hier der Versammlungsplatz nicht so weit weg. Und nach 10 Minuten kamen dann auch die letzten Mitarbeiter mit ihrer Tasse und der Zeitung unterm Arm aus dem Gebäude. In Causewayside nimmt man alles eben ein wenig leichter. Das merkte man nicht nur beim Feueralarm sondern auch bei meiner Führung durch das Gebäude. Paula, Map curator also Kartenkuratorin zu gut deutsch, zeigte mir am Mittwoch ihr kleines Reich, fernab von vom Hauptgebäude.

Causewayside. Auch hier schlägt der brutalistische Baustil zu.
Die National Library hat eine Kartensammlung, die reichlich 2 Millionen Objekte umfasst. Es ist alles dabei: von Stadtkarten von Edinburgh bis hin zu Karten vom Mond. Klein sind die natürlich nicht. Deshalb braucht es für die Karten einen eigenen Lesesaal und speziell geschultes Personal, denn Karten werden anders katalogisiert als Bücher und bekommen auch andere Signaturen. 

Lustige Kreisel soweit das Auge schaut.
Paula zeigte mir neben dem Lesesaal auch die Magazine, in denen die Karten gelagert werden. Um ehrlich zu sein: es sind gruselige, große, verwinkelte Räume, in denen von Zeit zu Zeit das Licht von alleine ausgeht. Und über all dem thront dann die Sprinkleranlage, die zu Defekten neigt. Kein guter Ort für mich, kein guter Ort für die Karten. Aber zum Glück muss ich (im Gegensatz zu den Karten) nicht ewig darin bleiben, und so ging es schnell wieder in nettere und hellere Gefilde.

Klein, aber wirklich sehr fein. Der Lesesaal.
Lange Arme sind von Vorteil.
Wer gerade nicht in Edinburgh ist und sich trotzdem gerne die Karten anschauen möchte, der kann gerne einen kleinen Ausflug auf die Internetseite der Map-Library machen. Deren Bestände sind nämlich zum größten Teil digitalisiert und laden zum Betrachten ein:  http://maps.nls.uk/

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