Freitag, 31. Mai 2013

Es folgt...

...meine Woche. Kompakt in drei Episoden.

Mittwoch: Is this really the proper German word for this?

Einer der wichtigsten Aufgaben am Mittwoch war die Übersetzung englischer Abstracts für das Konferenzprogramm der IAML* Konferenz in Wien.  Da Almut einen wichtigen Termin hatte, wurde diese Aufgabe vertrauensvoll mir übertragen. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, denn was meine Übersetzungsfähigkeiten betrifft, so mache ich mir seit einer mit 3 Punkten bewerteten Übersetzung in der 11. Klasse, einem Tiefpunkt meiner schulischen Karriere mit verheerenden emotionalen Folgen, keine Illusionen mehr. Ich gab trotz unguter Vorahnung mein Bestes, war aber nach vollbrachter Arbeit nicht überrascht als Almut bei der Schlusskontrolle "einige" Verbesserungsvorschläge machte. 
Aber ich bin ja ein Mensch, der sowas generell positiv betrachtet: Man lernt eben nie aus. Und da mindestens zwei Sätze ohne Verbesserung in das Programm übernommen wurden, habe ich den ersten erfolgreichen Schritt gegen mein Übersetzungstrauma getan!

*International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centers


Donnerstag: You really got a sweet tooth, haven't you?


Donnerstag war Meetingtag. Als Erstes stand ein Treffen mit einer kanadischen Doktorandin an, die plant ihre Arbeit über die Zusammenhänge schottischer und kanadischer Musik in Quebec zu schreiben. (Ein sehr schönes Doktorarbeitsthema. Leider befürchte ich, dass es nicht mit "Die Bedeutung der Orthopädie im Frauenfußball" mithalten kann.)

Während des Gesprächs versuchte ich die Kekse, die es zu dem Tee dazu gab so leise wie möglich zu essen und lauschte ich dem Austausch historischer Fakten, Anekdoten und vor kurzem gelesener Wie-die-Musik-über-Kontinente-und-Weltmeere-wanderte-Theorien. (Lumberjacks aus Kanada, die im 2. Weltkrieg nach Schottland geschifft worden. Nur, falls das jemand googlen möchte.)Und obwohl ich mir sicher bin, dass Almut und die Doktorandin noch mindestens drei Stunden darüber hätten reden können, mussten wir uns nach einer Stunde verabschieden und zum nächsten Termin eilen. Außerdem waren die Kekse alle.

Also schneller Raumwechsel und neues Thema: Der Schwerpunkt lag nun auf der Digitalisierung der Bestände. Mehrere Kurzvorträge gaben Einblicke in die verschiedenen Bereiche, die in die Entwicklung dieser Projekte involviert waren. Vor den darauffolgenden Diskussionen gab es eine Teepause. Mit Muffins. Logistisch günstig postierte ich mich also in der Nähe des Muffinwagens, und verbrachte die Pause damit, jeweils zu warten bis alle,die mich einen Muffin hatten essen sehen anderweitig beschäftigt waren und dann in diesen unbeachteten Momenten meine Chance (und den damit verbundenen Muffin) zu ergreifen.
Die dann folgenden Diskussionen waren hitzig, dank schottischer Akzente teilweise unverständlich aber auch sehr interessant. Zumindest das, was ich verstehen konnte. Es gab zum Beispiel Marketingstrategien, die vorsahen schöne Abbildungen von Blumen aus Büchern zu scannen und sie dann Tattoogeschäften als Vorlage zur Verfügung zu stellen. Meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung.

Neben neuen Ideen und Erkenntnissen war dieses Treffen aber vor allem spannend, weil es mal wieder bewies, dass es innerhalb der Bibliothekare einen großen Bruch gibt. Zwischen denen, die bereit sind Risiken im Hinblick auf Kosten und neue Methoden einzugehen und denen, die grundsätzlich eine ablehnende Haltung gegen so ziemlich alles einnehmen. Dieser Konflikt, den ich bereits in anderen Bibliotheken erlebt habe, regt mich immer ein wenig auf. Nicht nur weil ich denke, dass ein wenig Optimismus dieser ganzen Sache nicht schaden würde, sondern auch weil ich dadurch den Eindruck bekomme, dass Bibliotheken von Innen heraus Entwicklungen blockieren, die für ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft von enormer Bedeutung wären. Andererseits Bibliothekare zu erleben, die mit Passion und Überzeugung hinter den neuen Konzepten stehen macht mir Mut und Hoffnung, dass es in diesem Bereich viele Chancen für neue, vielleicht technik- und innovationsaffinere Bibliothekare gibt, die nur darauf warten ergriffen zu werden. (Ich erspare mir an dieser Stelle eine Muffinmetapher.)


Freitag:  Nice to meet you!


Heute habe ich viele neue Leute kennengelernt. Vielleicht ist Freitag ein guter Tag dazu. Zuerst traf ich Mme Boucher, Senior Cataloguer in der Bibliothèque Nationales du Québec, eine Bekannte von Almut noch dazu. Almut führte uns durch die Magazinräume der Bibliothek und zeigte uns die Sondersammlungen von Berlioz und Händel. Zum Schluss genossen wir die Aussicht aus dem Lesesaal. (Bilder folgen.)
Am Nachmittag besuchte ich dann zum ersten Mal und sogar alleine (Ich werde wirklich langsam erwachsen.) eines der weiteren Gebäude der Bibliothek. Wunderbar gelegen in einer umgebauten Kirche am Lawnmarket, wurde ich in die dunkle Kunst der Metadatenverwaltung mit DOD eingeführt. Meine Einweiserin, welche den wunderbaren Namen Flora trägt, ließ es sich danach nicht nehmen mich dem Rest des Teams vorzustellen. Eine besonders lebhafte Unterhaltung hatte ich zum Schluss mit Ines, die die Bibliothek im Hinblick auf Digitalisierungsstrategien berät. Nachdem wir uns lange über Kosten und Auswahl digitaler Collections ausgetauscht hatten, drückte sie mir ein Heft mit den Digitalisierungsplänen der letzten drei Jahre in die Hand und schickte mich mit einer äußerst interessanten Aufgabe ("Take it, read it and tell me why it is crap!") in mein Wochenende.


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