Mittwoch, 17. Juli 2013

Last but not least!

Das Risiko bei Danksagungen ist ja immer, dass man jemanden vergisst. Nun bin auch ich in dieses Fettnäpfchen getreten. Das ist mir ziemlich peinlich, aber vermutlich muss man da einfach sagen: Besser spät als nie.
Deshalb nun hier ein sehr verspäteter Dank an Jochen, der letztes Jahr in der National Library of Scotland war. Er hat mir mit einer Menge Ratschlägen zur Seite gestanden und auf jede meiner Mails schnell und ausführlich geantwortet. Ohne ihn hätte ich meine Unterkunft nicht gefunden und auch vieles andere wäre nicht so reibungslos abgelaufen. Danke!

Montag, 15. Juli 2013

Thank you.

Nach 58 Tagen, 979 Fotos (und mindestens genau so vielen gelöschten Bildern) und 9 verschiedenen Whiskeys bin ich nun wieder in Berlin. Zwei Monate Schottland liegen hinter mir. Zwei Monate, die ich ohne die Unterstützung und Hilfe vieler Menschen nicht erlebt hätte.

Zu Beginn möchte ich erst einmal den Menschen danken, die das Leonardo-da-Vinci-Projekt entwickelt und damit den finanziellen Rahmen geschaffen haben, in dem das Praktikum ohne Geldsorgen absolviert werden konnte. Ohne diese Grundlage wäre das alles nicht möglich gewesen. 

Großer Dank gilt meinen Berufsschullehrern und Projektkoordinatoren Frau Zick und Frau Rautenstein, die mich von Beginn an begleitet und unterstützt, jede Frage beantwortet und viel Motivationsarbeit geleistet haben.

Des weiteren möchte ich mich bei meiner Ausbilderin Frau Freyer bedanken, die mich ohne Einwände ins Ausland gehen ließ und all die Papierarbeit über sich hat ergehen lassen.
Bei Frau Tollkühn aus der Öffentlichkeitsarbeit der UB der HU Berlin möchte ich mich sehr herzlich für die prompte Organisation eines wunderbaren Gastgeschenks bedanken.

Für die schöne und lehrreiche Zeit in Edinburgh möchte ich mich bei Almut bedanken, die mich trotz akuten Zeitmangels als Praktikantin aufgenommen hat, mich in das Leben eines Musikbibliothekars eingeführt hat und mit der ich viele interessante Gespräche und wunderbar entspannte Teepausen hatte. (Und in den Teepausen habe ich nicht nur eine Menge über Bibliotheken sondern auch über das Leben an sich gelernt. Und dieses Wissen wird mich sicherlich noch sehr lange begleiten.)


Weiterhin gilt mein Dank...

...Ms. Beran, die meine Bewerbung Korrektur gelesen hat und mir somit quasi Zutritt zur National Library verschafft hat.

...allen Mitarbeitern der National Library für all die Führungen und inspirierenden Gesprächen.

...Karen MacAulay und Robert McLean für einen fantastischen Tag in Glasgow.

...meiner Familie, die von Beginn an von der Idee begeistert war und mich immer wieder motiviert und unterstützt hat. 

...Benny und Sarah. Für den besten Kurz-Roadtrip aller Zeiten. Mit Weihnachtsmusik.

...Franzi-Judith. Für Post und süße Babybilder.

...Sascha. Für all die Stadtexkursionen und die Gespräche.

...Familie Pyott. Für Heimat in der Fremde.

...meinen Bloglesern. Danke für die Geduld, für die Kommentare und für das viele Lob.

...Vampire Weekend. Für die Hymnen des Praktikums.


Zu guter letzt gilt mein besonderer Dank Till. Für all die Stunden bei Skype, die Geduld, die Hingabe, die guten und schlechten Witze. Und für alles andere. Und das Essen.




Freitag, 12. Juli 2013

Departure

Der letzte Arbeitstag ist angebrochen. Reichlich 4 Stunden Arbeit (inklusive Farewell-Teabreak) liegen noch vor mir. Punkt 12 werde ich dann von meinen Geschwistern abgeholt und der Mini-Roadtrip in die Highlands (inklusive Whiskey-Teabreak) beginnt. :)

Passend dazu: Countrymusik!

http://vimeo.com/18708123

Mittwoch, 10. Juli 2013

The Glasgow Chronicles - Part III (Part II wird noch bearbeitet)

Diesen Montag hatte ich eine Erleuchtung: Ich möchte später ganz furchtbar unbedingt gerne in der Bibliothek des Royal Conservatoire of Scotland arbeiten. Und nein, das liegt nicht nur daran, dass es in Glasgow ist. (Obwohl diesem Für-Argument natürlich schwer widersprochen werden kann.) Es gibt auch gute andere Gründe:
  • James McAvoy hat dort studiert.
  • David Tennant hat dort studiert.
  • Ehemalige Studenten geben ihren Kindern bestimmt oft kleine Nostalgieführungen durch die Bibliothek der Universität in der sie studiert haben und haben kleine Plausche mit der Bibliothekarin.
  • "Das wandelnde Schloss" kann man da auf DVD ausleihen.
  • Es gibt einem Sofabereich in dem Studenten, die ihr Studium neben der Arbeit absolvieren, schlafen dürfen.
  • Das Royal Conservatoire hat vermutlich den einfach besten und sympathischsten Archivar aller Zeiten.
  • Die Mitarbeiter können einem die verrücktesten Geschichten erzählen.
  • James McAvoy hat dort studiert.






PS.: 
Ein bisschen wollen wir ja alle im Royal Conservatoire of Scotland arbeiten... ;)

Achtung, Achtung!

Aufgrund akutem Zeitmangels werden jetzt nur noch Fotostrecken und postmoderne fragmentarische Blogbeiträge folgen. (Ab und an werde ich auch wieder versuchen einen kompletten Text zu verfassen, aber gerade habe ich den Eindruck, dass das Kaninchen aus "Alice im Wunderland" ständig auf die Uhr zeigt und mich ermahnt mich zu beeilen. (Vielleicht das nächste Mal dann doch ein Päckchen Zucker weniger in den Nachmittagskaffee...)

Ein Wochenende mit Freunden

Letztes Wochenende gab es hohen Besuch: Lisi und Sascha schauten sich meine zweimonatige Wahlheimat an. (Und dank des Magic Deep Fried Mars Bar fanden sie es auch richtig, richtig schön. ;))
Hier ein paar Eindrücke:
Ausnahmsweise hat das mit der Wetterbestellung ganz hervorragend geklappt: Sonne satt. 
[Insert Engelsgesang]
Water of Leith Walk. Nur eine der vielen Stationen,
die in meinem straffen Tagesprogramm enthalten waren.
Dramatik und tote Quallen am Strand.

Donnerstag, 4. Juli 2013

And now, the end is near.

Die vorletzte Woche neigt sich dem Ende und so langsam wird es Zeit ein Fazit zu ziehen. Ähnlich wie Lisi werde ich das erstmal in Form einer simplen Werde-ich-nicht-vermissen / Werde-ich-vermissen-Liste tun. Die sieht wie folgt aus:

Dinge, die ich nicht vermissen werde:

- Rushhour.
- dunkle, kalte Magazinräume.
- die Busse.



Dinge, die ich vermissen werde:

- der Duft der Rosen auf dem Weg zur Arbeit.
- der Blick von meinem Zimmer auf das Meer.
- die angenehmen Temperaturen.
- die schönen Vorgärten.
- Shortbread.
- Scones.
- Clotted Cream.
- Almut und die Götterspeise, die sie extra für mich macht.
- Zugfahrten durch wunderbar wilde Natur.
- Holyrood-Park.
- Cider-Variationen.
- Teepausen.
- lange Spaziergänge.
- Houmous.
- Füchse im Hintergarten.
- Off-Peak-Train-Tickets.
- Glasgow.
- den Colaautomaten in der Kantine.
- den Dudelsackspieler vor der National Gallery.
- die Sonnenuntergänge.



Mittwoch, 3. Juli 2013

Geschichten aus dem Alltag

Dinge, über die niemand in der Bibliothek reden möchte:


The Glasgow Chronicles - Part I

Von Glasgow hört man ja nicht viel Gutes. Eine Industriestadt mit herben Charakter soll es sein. Nicht unbedingt die charmanteste Beschreibung. Ganz von meinem Vorhaben war ich also nicht überzeugt, als ich letzten Samstag in den Zug stieg. Vielleicht hätte ich die Reise nicht gewagt, wenn Sascha mich nicht eingeladen hätte. Aber ich hatte mich überzeugen lassen, saß nun im Zug und zählte all die guten Bands auf, die aus Glasgow stammen, um mich zu beruhigen und mich davon zu überzeugen, dass solche Musik nur in einer Stadt mit einer fantastischen kreativen Energie entstehen kann. Viel spürte ich nicht von der Energie als ich am Bahnhof ankam, aber als Sascha und ich dann auf die Straße traten und uns von den Massen mitziehen ließen, dachte ich mir: "Ich liebe diese Stadt!". Als es dann anfing zu regnen und wir in die berühmten Willow Tearooms flüchteten, dachte ich es gleich nochmal, konnte mir aber auch nicht verkneifen zu denken: "So häßlich wie alle sagen ist die Stadt doch gar nicht!" In gediegener Umgebung, von der Wandbemalung bis zu den Stühlen hin alles von Charles Rennie Mackintosh im wunderbarsten Art-Noveau-Stil (Danke, Wikipedia.) designt, ließen wir uns Carrot Cake und Cream Tea schmecken, bis der Regen weitergezogen war.

Man gönnt sich ja sonst nichts.
Angenehm überzuckert machten wir uns dann auf den Weg. Von der Shoppingmeile über die Merchant City bis hin zu der Necropolis (ein ziemlich, ziemlich großer Friedhof) und der Kathedrale. Stundenlang wanderten wir durch die Straßen, um alles zu sehen. 
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Sascha bedanken, der es über 5 Stunden mit Fassung ertragen hat, dass ich alle drei Minuten sagen musste: "OH GOTT! DAS IST SO SUUUUUUUUUUUUUUUUUUPER HIER! ICH FÜHLE MICH SO WOHL! DAS FAST WIE IN BERLIN! HÄTTE JA NIE GEDACHT, DASS ICH BERLIN MAL VERMISSE! ABER DAS IST VOLL TOLL HIER. FINDEST DU NICHT?!" 

Keep calm ... 
Ich lasse an dieser Stelle lieber erst einmal Bilder sprechen (Und sie sagen, dass Wetter war aber nicht sehr gut, oder?): 
Swag.
An dieser Stelle hatte Sascha und ich ein ernstes Gespräch darüber,
dass die Gärtner wirklich mal das weggemähte Gras wegmachen könnte.
Die wunderschöne Kathedrale, deren Besuch man
wirklich nur jedem Reisenden ans Herz legen kann.
Ich denke, dass das noch unter die Kategorie "Charme des Abgelebten" fällt.
Motto des Tages.

Seitengassen. Immer wieder zu entdecken.
Nach unserem ausladenden Spaziergang gab es dann als Stärkung und als Abschluss eines wunderbaren Tages Fish'n'Chips. Das stand schon lange auf meinem Plan und ich kann nun endlich stolz behaupten, dass auch ich diese frittierte Köstlichkeit zu mir genommen habe.

That's the stuff!
Als ich dann wieder im Zug nach Edinburgh saß, wusste ich schon, dass ich bald wieder in Glasgow sein würde. Und das freute mich ungemein.

Dienstag, 2. Juli 2013

Regenschirmtetris

Der Regen in Schottland scheint schwerer zu sein als an anderen Orten. Große, dicke Tropfen kleben an den Scheiben und treten schwerfällig den Weg zum Boden an, überall sieht man die mannigfaltige Grau-Farbpalette der Stadt und des Himmels, unterbrochen von tausend Strichen, die schwarze Punkte auf den Asphalt malen. Gegen dieses Wetter kann man sich, außer mit modischen Mülltüten, nur mit Regenschirmen schützen. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Edinburgh 486.000 Einwohnern hat und mindestens die Hälfte davon irgendwie einmal am Tag das Haus verlassen muss, kann man sich vorstellen, dass an Tagen wie heute viele Menschen mit vielen Regenschirmen unterwegs sind. Die engen Straßen hier sind aber für so etwas nicht erbaut, Platz ist nicht selbstverständlich. Und so betritt man nicht nur eine Straße im Regen, man betritt eine Tanzfläche im Regen. Und wir alle tanzen den Tetristanz. Ich bin meistens ein T-Baustein, aber ab und an bin ich gezwungen ein I-Baustein zu werden. Es ist von den mir entgegenkommenden Menschen abhängig. Das verlangt gutes Augenmaß und perfektes Timing.
Vermutlich könnte diese Choreografie wunderbar funktionieren, aber wie wir schon im Chemieunterricht gelernt haben: Es gibt keine geschlossenen Systeme. (Chemiestudenten würden an dieser Stelle kritisieren, dass es geschlossene Systeme sehr wohl gibt, aber keine abgeschlossenen  Systeme. Aber das ändert nichts an der Tatsache:) Irgendetwas stört immer. Im Falle des Regentanzes gibt es zwei "Fremdkörper", die alles durcheinander bringen können (und es auch tun):



(1) Typ "Speedy Gonzales": Menschen, die keine Lust haben auf den Bus zu warten, aber auch nicht zu nass werden wollen und zufällig gutes Schuhwerk anhaben. Rennen wie von der Tarantel gestochen im Zickzack um alle anderen herum, schneiden gerne scharf die Vorfahrt und schrecken auch nicht davor zurück mit spontanen Pfützensprüngen anderen Passanten die Hose zu beschmutzen. 

(2) Typ "The Dude": Überwiegend Schotten (in T-Shirt und kurzen Hosen), die betont langsam durch die Straßen schlendern, ein leichtes Schmunzeln für alle Hastenden übrig haben und sich auch gerne mal eine Sonnenbrille aufsetzen, um klar zustellen: Das ist Sommer in Schottland.

Um in diesem Wildwasserpark einigermaßen trocken zu bleiben, muss man schnell sein und sich auf seine Instinkte verlassen. Nicht zu nah an der Bordsteinkante laufen (Auto + Pfütze = Du bist nass.), nicht zu nah an den Seiten laufen (Nasse Zäune, tiefhängende Äste.) Das ist ein harter Alltag. Einige ergeben sich den widrigen Bedingungen und tragen Regencapes. Noch bin ich nicht verzweifelt genug diesen Schritt zu gehen, noch hält mein Regenschirm dem Wind und den schweren Tropfen stand. Doch man weiß nie. Eine Böhe mehr und da kann er auch schon kaputt sein. Ein Kampf gegen die Mächte der Natur. So ist er eben, der Sommer in Schottland.

PS.: 



Montag, 1. Juli 2013

Time is running out

Nach einem wunderbaren Wochenende folgte heute ein sehr langer Montag, der von einem Besuch in Glasgow bis zur Poetry Night so ziemlich alles beinhaltete, was man an einem Tag schaffen kann. Deshalb auch heute leider kein langer Blogeintrag. Ich entschuldige mich mit einer kleinen Momentaufnahme: 
"Because all our fireworks gone off in the daylight."
Ich hoffe, dass ich morgen dann endlich eine wochenendliche Retrospektive bieten kann. Bis dahin: Bear with me.


Sonntag, 30. Juni 2013

Sunday Morning

Sonntags gibt es immer eine große Hürde: englische Kirchenliedertexte. Ich gebe mein Bestes, aber ich werde hier nicht lügen: Ich scheitere. Und wenn ich dann darüber nachdenke, dass ich mal wieder falsch gesungen habe, vergesse ich mich auf den Text zu konzentrieren und verpasse den Anschluss. Das ist ärgerlich. Aber hat auch sein Gutes. Ich kann ein wenig die Gedanken schweifen lassen und den  Menschen (und dem sehr guten Chor), die diesen Gesang meisterhaft beherrschen, einfach zuhören und genießen. 





St. Johns.

Samstag, 29. Juni 2013

A hard day's night

So mancher Leser wird sich in letzter Zeit sicherlich gefragt haben, ob ich neben all den Ausflügen und Hühnerfütterungen überhaupt noch Zeit zum Arbeiten habe. Ich nehme niemanden ein solches Denken übel. Der Blog ist ein lückenhafter Bericht meiner Zeit hier. (Aber auf die Details meiner täglichen Busfahrt legt hier wahrscheinlich auch niemand wert.) Es sind die Highlights meiner Tage und Wochen. Aber um die Frage zu beantworten: Ja, ich arbeite hier auch ab und an. Und ich habe Beweisbilder.
Schallplattenhüllen, für kleine Platten liebevoll von mir gefaltet.
Diese Woche stand vor allem die Nachbearbeitung einer schon digitalisierten Schallplattensammlung auf dem Plan. Wir holten also die Platten aus dem Magazin und machten uns auf die Suche nach Matrixnummern, die ein wesentlicher Bestandteil für die Katalogisierung und Metadatenerfassung sind. Was sich erstmal eigentlich ganz leicht anhört, wird spätestens dann zur Farce, wenn mehrere verschiedene Nummern in die Platten geprägt sind, auf den Schildern noch zwei andere komische Buchstaben-Sternchen-Dreieckssymbolkombinationen stehen oder gar keine Hülle und somit auch keine Signatur da ist. Zum Glück hatten wir Unterstützung von Martin, der die Digitalisierung mitbetreut. Er und Almut konnten Musikexpertengespräche führen und die korrekte Nummer entziffern, während ich die Platten fotografierte, mit der Signatur versah und sie in neue Hüllen steckte. Manche von ihnen waren nämlich höchst professionell in Küchenpapier verpackt.

Manche Platten sind auch zynische Biester.
Nicht immer leicht zu finden.
Während das Schallplatten-Projekt sicherlich in den kommenden Wochen noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen wird, habe ich gestern eines der Projekte fast vollständig abgeschlossen. Aufgrund des Umzuges von Almuts Abteilung mussten ja auch die Kataloge ihren Standort wechseln und während das Anordnen der Schränke schnell geschafft war, kam auf mich die Anfertigung der Neubeschriftung zu. Und da all diese Schränke unterschiedliche Modelle sind, musste fast jedes Schild extra ausgemessen werden. Das ist zeitraubend gewesen, aber inmitten des täglichen Trubels auch eine Erholung. Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich in nächster Zeit nicht mehr in Blockschönschrift schreiben muss. Denn Blockschrift wird einfach nie schön sein.
Handarbeit. Jedes einzelne Schild.
Für immer in der Nationalbibliothek verewigt.

Freitag, 28. Juni 2013

Push the button

Bibliothekare mögen das Internet Archive. Denn wenn Nutzer sehr seltene und sehr alte Sachen suchen, hat man dort gute Chancen fündig zu werden. Das Internet Archive ist eine digitale Bibliothek, in die aus aller Welt Scans und digitalisierte Versionen urheberechtsfreier Materialen eingespeist werden und auf die jeder kostenlos Zugriff hat. (Und wir alle lieben ja Dinge, die kostenlos sind.)
Gestern hatte ich Gelegenheit einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und durfte ich einem Mitarbeiter des Internet Archives, Jamie, mal über die Schulter schauen. Der digitalisiert gerade Teile der Verdi-Sammlung der National Library (die ich aus dem Kartenkatalog herausgesucht, aus dem Magazin ausgehoben und auf Urheberrechtsfragen hin kontrolliert habe. Triumph, Triumph. Workflow von vorne bis hinten mitgemacht!) und sitzt dafür bei romantischer Minimalbeleuchtung in einem fensterlosen Zimmer im Nebengebäude der Bibliothek um die bestmöglichen Bilder zu machen. (Eigentlich ist das nämlich nicht scannen sondern eher photografieren.) Alles in allem wirkt das wenig spektakulär, aber das Ergebnis zählt und immerhin kann er sich mit dem Gedanken trösten, etwas Gutes für die Menschheit, insbesondere für Bibliothekare und verzweifelte Bibliotheksnutzer, zu tun.

Das Scann-Bett fürs Buch.
Aida unter der Glashaube.
Die Seiten des Buches werden von zwei Kameras photographiert, die über der Buchhalterung angebracht sind.
Nachbearbeitung.
Jamie bei der Arbeit
Wer interessante, urheberrechtsfreie Medien sucht, kann sich hier gerne mal umschauen: http://archive.org/index.php

PS.: Ich möchte mich an dieser Stelle bei Frau Roth, einer der Bibliothekarinnen Grimm-Zentrum, bedanken, die mir vor einiger Zeit das Internet Archive gezeigt hat. Dank ihr konnte ich sehr kompetent wirken. :)

Light my fire

Ich denke, dass ich diese Woche dank der Feueralarme in besonders lebhafter Erinnerung behalten werden. Ich hatte nämlich das Glück, dass ich nicht nur einen, sondern gleich zwei miterlebt habe. In unterschiedlichen Gebäuden. Und die Reaktionen der Mitarbeiter waren einfach in beiden Fällen fantastisch. 
Beim 1. Feueralarm im Hauptgebäude war ich gerade im Gespräch mit David über die Manuskriptboxen als der Höllenlärm losbrach. David hielt inne. Er versuchte sich zu beherrschen. Er versuchte dagegen anzureden. Und wie er hofften wir alle, dass das Geräusch sogleich verebben würde und wir fortfahren können. Aber nein. Wir mussten dem Protokoll folgen. Man sah allen die Begeisterung an. Als wir dann auf dem offiziellen Versammlungsplatz waren, merkte man manchen Bibliothekaren deutlich an, dass sie so viele Menschen und wahrscheinlich auch so viel Licht seit längerem nicht gesehen hatten. Man sah viele nervös von einem Fuß auf den anderen treten und Erleichterung in ihren Gesichtern, als das Gebäude wieder freigegeben wurde.
Feueralarm 2 verlief ähnlich. Ich war in einer Zweigstelle der Bibliothek und soeben mit Paula, die mir die Map-Library gezeigt hatte, in die Kantine gegangen um etwas Kaffee (Ja, Kaffee. Nicht Tee. Anarchy in the UK quasi.) zu trinken. Wir saßen gerade drei Minuten als auch hier das altvertraute Geräusch begann. Wir alle starrten in unsere Kaffeetassen und versuchten es zu ignorieren. Natürlich hörte es aber nicht auf und so musste auch hier der Gang nach draußen in Angriff genommen werden. Wenigstens war hier der Versammlungsplatz nicht so weit weg. Und nach 10 Minuten kamen dann auch die letzten Mitarbeiter mit ihrer Tasse und der Zeitung unterm Arm aus dem Gebäude. In Causewayside nimmt man alles eben ein wenig leichter. Das merkte man nicht nur beim Feueralarm sondern auch bei meiner Führung durch das Gebäude. Paula, Map curator also Kartenkuratorin zu gut deutsch, zeigte mir am Mittwoch ihr kleines Reich, fernab von vom Hauptgebäude.

Causewayside. Auch hier schlägt der brutalistische Baustil zu.
Die National Library hat eine Kartensammlung, die reichlich 2 Millionen Objekte umfasst. Es ist alles dabei: von Stadtkarten von Edinburgh bis hin zu Karten vom Mond. Klein sind die natürlich nicht. Deshalb braucht es für die Karten einen eigenen Lesesaal und speziell geschultes Personal, denn Karten werden anders katalogisiert als Bücher und bekommen auch andere Signaturen. 

Lustige Kreisel soweit das Auge schaut.
Paula zeigte mir neben dem Lesesaal auch die Magazine, in denen die Karten gelagert werden. Um ehrlich zu sein: es sind gruselige, große, verwinkelte Räume, in denen von Zeit zu Zeit das Licht von alleine ausgeht. Und über all dem thront dann die Sprinkleranlage, die zu Defekten neigt. Kein guter Ort für mich, kein guter Ort für die Karten. Aber zum Glück muss ich (im Gegensatz zu den Karten) nicht ewig darin bleiben, und so ging es schnell wieder in nettere und hellere Gefilde.

Klein, aber wirklich sehr fein. Der Lesesaal.
Lange Arme sind von Vorteil.
Wer gerade nicht in Edinburgh ist und sich trotzdem gerne die Karten anschauen möchte, der kann gerne einen kleinen Ausflug auf die Internetseite der Map-Library machen. Deren Bestände sind nämlich zum größten Teil digitalisiert und laden zum Betrachten ein:  http://maps.nls.uk/

Donnerstag, 27. Juni 2013

Das Ende der Geduld

Ich widme dieses Lied dem Entwickler der Edinburgh'schen Verkehrssysteme, insbesondere der Busliniensysteme.

Crash and the Boys - We hate you, please die

Mittwoch, 26. Juni 2013

FYI

Ich habe endlich das Problem der Kommentare lösen können. Ab jetzt darf also jeder ohne Einschränkung differenzierte und weniger differenzierte Meinungen hinterlassen. 

Biete: Vermutlich den schönsten Ruhestand der Welt

Hier ein Eintrag für Bibliothekare fortgeschrittenen Alters, die gerne in ihrem Ruhestand etwas von der Welt sehen und dabei auch ihr Wissen teilen möchten: Die Bibliothek des National Museums of Scotland sucht pensionierte Bibliothekare, die freiwillig gerne noch ein wenig weiterarbeiten möchten. (Um aus zwei verschiedenen Klassifikationssystemen endlich eins zu machen.)

Hier könnten Sie stehen!
Hier einige Zahlen für alle Interessierten:
  • ca. 300.000 Medien
  • ca. 5000 eBooks
  • ca. 570 Zeitschriftenabonnements
  • 9 festangestellte Mitarbeiter
  • ca. 20 Nutzer am Tag
  • Präsenzbibliothek (nur Mitarbeiter des Museums dürfen ausleihen)

Viel Beinfreiheit und wenige Nutzer.
Wie jeder sehen kann: Paradiesische Zustände! Viele Bildbände! Und tolle Raritäten gibt es auch. Und das alles in Edinburgh! Meine Damen und Herren, die Insel ruft!

Es gibt sie noch, die guten Dinge.

Ich mag David. Mit David kann man sich über Knochenleim unterhalten. Mit David kann man über die Preise von Kuh- und Känguruleder diskutieren. Und David versteht, warum ich es klasse finde, wenn man Bücher in Wasserbäder legt. 
David, der Held meines gestrigen Dienstages, arbeitet im Conservation Workshop der National Library. Ich persönlich hatte ja bis zum Betreten des Raumes auf Mumien und Organe in Keramikgefäßen gehofft, war mir aber der geringen Wahrscheinlichkeit dieser Möglichkeit bewusst und somit auch nicht so sehr enttäuscht als sich herausstellte, dass auch hier überraschenderweise mit Büchern gearbeitet wird.
Detailarbeit.
Der Conservation Workshop fertigt für Manuskripte und andere seltene Medien individuelle Hüllen und Boxen an, bereitet Bücher und Karten für Ausstellungen auf und kümmert sich um beschädigte Bücher. (Wie zum Beispiel um mehrere sehr alte Zeitungsbände aus denen jemand alle Artikel über Fußball fein säuberlich herausgetrennt hat. Merke: Auch in der Nationalbibliothek gibt es unschlaue Nutzer!)
All diese Aufgaben werden ohne nennenswerte technische Geräte absolviert. Stattdessen gilt, dass nur Handarbeit die hochwertigsten und schönsten Ergebnisse erzielt.

Nähen. Jenseits von Gut und Böse.
Es gab sehr viel zu sehen und zu lernen. Hier die wichtigsten Erkenntnisse in Kurzform:

  1. Känguruleder ist billiger als Kuhleder.
  2. Um Blattgold auf den Wattebausch zu bekommen, reibt man den Wattebausch kurz an der eigenen Stirn, damit er die natürlichen Öle der Haut aufnimmt und dann wiederum so das Blattgold daran haften bleibt bis man es auf den Buchrücken presst.
  3. Knochenleim ist nicht archivgerecht. (Und stinkt sowieso.)
  4. Wenn man den Stempel zum Prägen erhitzt hat, muss man ihn kurz auf ein mit Wasser getränktes Tuch legen (weil er zu heiß ist und abkühlen muss) und kurz bevor das Zischen ganz verklungen ist, kann man ihn zum Prägen verwenden, da er dann die richtige Temperatur hat. Aber erst wenn das Zischen fast verklungen ist. Nicht eher.
  5. Die Feuerprobealarme in der National Library arbeiten aktiv gegen meinen Wissenserwerb. (Aber wenigstens kommt man mal an die frische Luft.)

Erwartungsvolles Warten auf Gesichtsfette.
Sieht nur ein bisschen nach Folterkabinett aus.
PS.: David digitalisiert nebenbei auch Schallplatten und so ziemlich alle anderen Sachen, die es vor CD und MP3 gab, für die Bibliothek. Das hat er sich quasi selber beigebracht. Denn hier können ja sowieso alle alles.
Die Farbkombination der Kabel lässt mich an Pizza denken.
PPS.: Wenn jemand Interesse an dieser ganzen Wir-sind-in-einer-Bibliothek-und-tauchen-alte-Bücher-in-Wasser-und-Chemikalien-Geschichte hat, so kann ich dieser Person gerne eine ganz fantastische Power-Point-Präsentation schicken. Mit Bildern, die schockieren. Denn Papiersäurefrass geht uns alle etwas an!